Das ist man sich in der Schweiz nicht gewohnt: Der Franken hat seit Jahresbeginn gegen den Euro über 5 Prozent verloren. Am Mittwoch fiel die Schweizer Währung gar auf einen Stand von 0,9822 zum Euro, ein Niveau, das man zuletzt vor zehn Monaten registrierte.

Aus Bloomberg-Daten geht hervor, dass die Schweizer Landeswährung mit der Abschwächung seit Jahresbeginn performancemässig auf das schwächste Quartal gegenüber dem Euro seit 2003 zusteuert. Der Franken ist in diesem Jahr auch die schlechteste Währung der G-10-Industrienationen.

Geschwächt wurde der Franken durch die Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank von letzter Woche. Doch schon vor dem SNB-Entscheid war der Franken gegen den Euro und den Dollar gesunken. 

Die SNB begründete ihre Zinssenkung mit dem Anstieg der Schweizer Währung in den letzten Jahren, der vor allem die Exportwirtschaft vor Herausforderungen stellt. Allein im letzten Jahr war der Franken gegen den Euro um 6 Prozent gestiegen.

Mehr noch: "Der Franken hat in den letzten zweieinhalb Jahren im Zuge des globalen Inflationsschubs nominal kräftig um nahezu 15 Prozent gegenüber den wichtigen Handelspartnerwährungen aufgewertet", schreibt Raiffeisen in einem Kommentar. Im Umfeld der schwächelnden globalen Industrienachfrage bedeutete die reale Aufwertung zusätzlichen Gegenwind für den Exportsektor. "Auch deshalb hat die SNB entschieden, der Wirtschaft mit der Zinssenkung etwas Unterstützung zukommen zu lassen", so Raiffeisen weiter.

Ob die Abwertung des Frankens gegen Euro und Dollar bis Jahresende anhält, hängt weitgehend von den Zinsentscheiden der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve ab. Senken die beiden Notenbanken die Zinsen und reagiert die SNB ihrerseits nicht mit einer weiteren Zinssenkung, dann könnte es mit der Franken-Abschwächung vorbei sein.

In diese Richtung geht auch die Prognose der UBS hinsichtlich der Franken-Entwicklung zum Dollar. Die Bank rechnet mit einem Dollar-Franken-Kurs von 0,90 im Juni, also etwa dem derzeitigen Niveau, dann 0,88 im September, 0,87 im Dezember und 0,85 im März 2025.

Für die nächsten Monate dürfte der Franken nach der Meinung von Raiffeisen unter Druck bleiben. "Mit dem zäheren Desinflationsprozess in den USA und der Eurozone und den deswegen zurückgeschraubten Zinssenkungserwartungen ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die jüngste Franken- Abschwächung keine kurzfristige Schwankung ist". 

Daniel Hügli
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